VSnet: die Anfänge

Bernard Comby (in der Mitte) und Gilbert Fournier (rechts) brauchten viel Überzeugungskraft und Ausdauer, um das Wallis in eine neue Ära zu führen.

Vor 25 Jahren war es kaum vorstellbar, dass Hochschulen und universitäre Institute eines Tages Teil der Walliser Landschaft sein würden. Bernard Comby, der als Staatsrat von 1981 bis 1992 für das Bildungswesen zuständig war, gehörte zu jenen, die diese Vision teilten. Damals leitete sein Departement eine strukturelle Reform des Bildungswesens ein – ein «entscheidender Faktor für die Zukunft des Wallis». Mit diesem Hintergrund, der auch zur Schaffung der Ingenieurschule des Wallis und der Schweizer Tourismusfachschule führte, wurde das gewagte Projekt Wallis-Universitäten lanciert. Es bildete den Anfang von VSnet. «Der Grundgedanke war, im Hochschulbereich zu handeln, denn im Wallis gab es ebenso viele Universitäten wie in den anderen Kantonen. Das Wallis hatte damals – natürlich im Kleinen – das gleiche Problem wie die Entwicklungsländer: Man betrachtete es mit einer gewissen Herablassung.»

 

«Es brauchte viel Vorstellungsvermögen und Willen»

Bernard CombyEhemaliger Staatsrat und Verantwortlicher für das Unterrichtswesen 

 

Die Kommission Wallis- Universitäten, die aus zahlreichen Persönlichkeiten aus dem Wallis und anderen Kantonen bestand, unternahm «enorme Anstrengungen», vervielfachte die Projekte und brachte schweizerische und internationale Akteure zusammen. Alles war im Umbruch. Hochschulen wurden ausgebaut und neu gegründet (Ingenieurwesen, Tourismus, Wirtschaft und Verwaltung, Informatik und Fernunterricht) und universitäre Institute ins Leben gerufen (IUKB, Idiap), während sich gleichzeitig eine intensive Zusammenarbeit mit anderen schweizerischen Universitäten und der EPFL entwickelte. «Diese Periode stellte für das Wallis einen Wendepunkt dar. Auch wenn die finanzielle Lage relativ entspannt war, brauchte es viel Fantasie, um die nötigen Mittel aufzutreiben.» Die Ingenieurschule beispielsweise, hätte ohne die Fusion der Lehrerseminare für Frauen und Männer nicht aufgebaut werden können. Denn dadurch wurde ein Gebäude des Staats Wallis frei, in dem angehende Ingenieure untergebracht werden konnten. «Wenn wir nicht die Lokomotive erschaffen hätten, hätten wir später keine weiteren Wagen anhängen können.» Die heutige Präsenz der EPFL im Wallis ist ein schönes Symbol für die Arbeit der Pioniere.

 

«Ein wissenschaftliches wie auch menschliches Abenteuer» 

Gilbert FournierEhemaliger Delegierter für Universitätsfragen

 

Als damaliger Delegierter für universitäre Angelegenheiten für das französischsprachige Wallis und enger Mitarbeiter von Bernard Comby erlebte Gilbert Fournier die Entstehung des wissenschaftlichen Gefüges – Hoffnungsträger der Jugend und der Wirtschaft des Wallis – selber mit. Wir haben ihn interviewt.

Wie würden Sie Ihre damalige Einstellung beschreiben? 

Ich würde sagen, wir waren etwas verrückte Träumer, denn wir glaubten daran, dass das Wallis zu dem werden könnte, was es heute ist. Wir waren ein Team aus Kämpfern, folgten tiefen Überzeugungen und zählten weder Stunden noch Tage. Man hielt unser Projekt für unmöglich…also traten wir in Aktion! Wir haben unserem Walliser Himmel einen Stern hinzugefügt, jenen der tertiären Tätigkeiten mit hoher Wertschöpfung. Indem wir unsere Kompetenzen zusammengelegt haben, sind wir über unsere politischen Parteien und unsere Berge hinausgewachsen!

Man hat Ihnen nicht unbedingt den roten Teppich ausgerollt...

Nein, unsere Ziele schienen zu neuartig, zu ehrgeizig. Es verlangte langes und beharrliches Dranbleiben, das in kleinen Schritten zum Erfolg führte. Die Unterstützung vieler Akteure mussten wir uns durch Überzeugungskraft und Durchhaltewillen erkämpfen. Beispielsweise die Verantwortlichen von SWITCH, die für das Internet zuständigen Stiftung, wehrten sich lange. Wir mussten auch sehr konkrete Argumente vorbringen, um die politischen Entscheidungsträger zu überzeugen.

Haben Sie das Gefühl, zu einem historischen Augenblick beigetragen zu haben?

Es ist ein Abenteuer, das man nicht zweimal erlebt. Und es ist eine grosse Befriedigung, heute so viele Arbeitsplätze und Institutionen im Tertiärbereich (Bildung, Forschung, Forschung&Entwicklung) mit hoher Wertschöpfung zu sehen.

 

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Diese Artikelserie wird anlässlich des 25-jährigen Bestehens des VSnet-Vereins veröffentlicht. Alle Interviews finden Sie in ihrer Jubiläumsbroschüre:

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